1. Durchatmen beim Füttern
Zugegeben, in den ersten zwei drei Wochen ist die Nahrungsaufnahme Deines Babys eine aufregende Angelegenheit. Egal ob Du stillst oder die Flasche gibst, Du und Dein Kind müsst in dieser Zeit erst mal einiges lernen: Das Baby muss üben richtig zu saugen bzw. zu schlucken und Du experimentierst vermutlich damit, wie Du Dein Neugeborenes dabei am besten hältst. Ein Vorteil an dem häufigen Füttern in den ersten Wochen ist, dass Ihr beide so verdammt schnell sehr routiniert darin werdet. Ihr habt ja permanent Gelegenheit das Ganze zu trainieren. Rascher als Du es jetzt vielleicht für möglich hältst, wirst Du dabei gar nicht mehr nachdenken. Und dann ist der Moment gekommen, in dem Du die Zeit der Raubtierfütterung für Dich nutzen kannst.
Du wirst das jetzt verdammt oft machen – stillen oder Fläschchen geben. Also zelebriere diese Tätigkeit. Mach es Dir und Deinem Baby so richtig gemütlich. Mach Dir schöne Musik an oder ein gutes Hörbuch – notfalls über Kopfhörer, falls Dein Kind sonst zu sehr abgelenkt ist. Schnapp Dir ein paar Kissen oder Decken, die Dich und Deinen Sprössling so stützen, dass Ihr Euch beide nicht anstrengen müsst. Du kannst jetzt wunderbar entspannen. Dein Baby ist beschäftigt und fühlt sich in Mamas Arm mit warmer Milch im Mund und Bäuchlein vermutlich sowieso so pudelwohl, dass Du gerade nichts tun musst. Schließe die Augen und atme durch. Selbst wenn Dein Kind nur fünf Minuten trinkst, kannst Du in den fünf Minuten ein bisschen meditieren oder einfach nur auf Deinen Atem achten. Alternativ kannst Du die Zeit auch für eine kleine Achtsamkeitsübung nutzen. Was fühlst Du? Was hörst Du jetzt gerade? Den sachten Atem Deines Babys? Wie riecht Dein Kind?
Stillen und Fläschchen geben kann irgendwann zur lästigen Pflicht werden. Da ist man rasch auch mal genervt. Dem kann man vorbeugen, in dem man sich diese Momente so schön wie möglich macht und voll in dem Augenblick ist. Diese Zeit wird so schnell vergehen. Man glaubt es kaum aber es ist wirklich so: Die Kleinen werden so rasend schnell groß. By the way: Niemand ist eine schlechte Mutter, wenn er nicht jeden einzelnen Moment mit seinem Kind wahnsinnig genießt.
2. Durchatmen beim Spazierengehen
Wenn Du jetzt Elternzeit hast oder noch im Mutterschutz bist und Dich körperlich soweit fit fühlst, nutz die Zeit zum Spazierengehen. Deinem Baby tut die frische Luft genauso gut wie Dir. Wenn man sich fast ausschließlich in der Wohnung aufhält, wird man nach einer Weile gagga. Man steckt in einer Baby-Bubble fest und fühlt sich zwangsläufig irgendwann vom Rest der Welt abgeschnitten. Also raus mit Euch! Und wenn es nur eine kleine Runde um den Block ist.
Gerade im ersten halben Jahr schlafen die meisten Babys gefühlt umgehend ein, sobald man mit ihnen im Kinderwagen oder Tragetuch die Wohnung verlässt. Wenn Dir alles zu viel wird und Du ganz dringend Zeit für Dich brauchst, kannst Du das ausnutzen.
An Tagen, an denen meine Tochter irrsinnig gezahnt und dadurch fürchterlich unleidlich war, bin ich teilweise stundenlang mit ihr durch unseren Kiez getingelt. Draußen war sie happy. Sie hat geschlafen oder Baumwipfel und Wolken angestarrt. Das fand sie toll. Und ich konnte endlich mal Pause machen. Für die Dauer eines Spaziergangs durfte ich einfach mal sein. Bis auf ein paar liebevolle Worte an mein Baby musste ich nichts tun. Nicht reden. Nicht kommunizieren. Nichts. Ich konnte einfach meinen Gedanken nachhängen. Auch wenn Du sonst kein Spaziergänger bist und Dir anfangs doof dabei vorkommst, solltest Du das also unbedingt in Erwägung ziehen, wenn Du ein bisschen Me-Time brauchst.
3. Durchatmen beim Duschen und Zähne putzen
Wie schon erwähnt, sind simple Aktivitäten wie Duschen und Zähne putzen manchmal der reinste Luxus mit einem Baby. Dennoch macht man beides irgendwann zwangsläufig. Während die Aussage “Ich brauche ganz dringend Zeit für mich” vielleicht beim ebenfalls übermüdeten, erschöpften Partner möglicherweise für Stirnrunzeln sorgt, wird man Dir eine Dusche kaum verwehren. Nutze das. Forder es ein. Und dann genieß das warme Wasser auf der Haut. Lass Dir Zeit. Vielleicht wäschst Du Dir auch noch ausgiebig die Haare. Mit Kur. Klingt banal, wirkt aber manchmal wahre Wunder.
4. Durchatmen bei Arbeiten im Haushalt
Bei Arbeiten im Haushalt ist es ein bisschen wie mit dem Duschen. Niemand wird sich darüber beschweren, wenn Du Dinge erledigst, die sowieso gemacht werden müssen. Auch wenn Du es sonst verabscheust zu kochen oder zu putzen, so bedenke doch: Dabei erwartet niemand von Dir, dass Du groß kommunizierst. Als Deal kann Dein Partner in der Zeit das Kind bespaßen, während Du arbeitest.
Bei den meisten Tätigkeiten im Haushalt kann man super Hörbücher oder Podcasts hören. Oder telefonieren. Man kann sogar aus einem simplen Abwasch eine Achtsamkeitsübung machen. Wie fühlt sich das Wasser auf der Haut an? Wie riecht das Spülmittel? Wie klingt der Wasserstrahl, wenn er den Boden des Waschbeckens berührt? Und wie fühlt sich das Geschirr in Deiner Hand an?
Beim Abwaschen, Kochen, Saugen oder sonst was kann man ganz wunderbar den Kopf ausschalten. Wenn also nichts mehr geht, dann versuch es einfach mal aus. Ich weiß von Paaren, die sich regelrecht in die Wolle bekommen haben, weil jeder unbedingt den Müll runter zum Müllhaus tragen oder die Brötchen beim Bäcker am Ende der Straße holen wollte. Das ist normal. Niemand kann durchgängig vollständig präsent sein.
5. Durchatmen beim Rückbildungskurs
Den Rückbildungskurs machen die meisten Frauen etwa drei Monate nach der Geburt ihres Kindes. Viele lassen ihn jedoch achselzuckend wegfallen, weil sie glauben ihn nicht zu brauchen. Auch wenn Dein Beckenboden tip top in Form ist und Du nicht fürchten musst beim nächsten Lachkrampf ein paar Tröpfchen Urin zu verlieren, würde ich Dir ans Herz legen diesen Kurs zu machen. In der Regel wird er von der Krankenkasse bezahlt und ist wirklich Gold Wert. Selbst für Sportmuffel. Warum?
Je nachdem wie Dein Partner oder andere potenzielle Babysitter greifbar sind, kannst Du hier auch ohne Dein Baby hingehen. Die meisten nehmen den Nachwuchs einfach mit aber es kann auch irrsinnig befreiend sein einmal die Woche für eine Stunde lang alleine ohne Kind unterwegs zu sein. Anfangs mag sich das komisch anfühlen aber trust me, es kann wirklich gut tun.
Beim Rückbildungskurs macht man meist eine illustre Mischung auf Gymnastik, Pilates und Yoga. Der Fokus liegt hier auf all jene Körperteile, die durch so eine Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett oder auch Stillzeit besonders belastet sind. Dein Körper wird es Dir danken. Der Hauptaspekt, weswegen ich Dir aber empfehlen würde den Rückbildungskurs zu machen, ist jedoch, dass sich eine Stunde lang alles um Dich dreht. Du kannst Dich hier wirklich um Dich selbst kümmern. Für gewöhnlich bespaßen die meisten Kursleiterinnen dabei auch die Babys, wenn diese ungeduldig oder knatschig werden.
Ein netter Benefit: Selbst wenn man sonst nicht so darauf steht auf fremde Menschen zuzugehen, findet man in solchen Kursen oft wertvolle Freundschaften. Wenn man gemeinsam mit hochrotem Kopf ächzend über die Matte kugelt und versucht seinen Beckenboden anzuspannen oder sich über den komischen letzten Windelinhalt des Sprösslings austauscht, entsteht schnell eine gewisse Vertrautheit. Ich war nie gut darin neue Leute kennenzulernen aber seit meine Tochter auf der Welt ist, sind verdammt viele neue Menschen in mein Leben getreten. Unter anderem über den Geburtsvorbereitungs- und den Rückbildungskurs. Also nutz die Gelegenheit! Spaziergänge sind zu zweit übrigens auch meist witziger.
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